28. Mai 2010
Auszeichnung für zeitgenössische Gartenarchitektur
Mit dem Schulthess-Gartenpreis 2010 setzt der Schweizer Heimatschutz einen Schwerpunkt in der zeitgenössischen Landschaftsarchitektur. Ausgezeichnet werden das Büro Vogt Landschaftsarchitekten und zwei seiner Arbeiten, die sogenannten «Blumenberge» in St. Gallen (Bild) und ein kleiner Platz in Zürich.

Die beiden Anlagen stehen exemplarisch für das vielfältige Schaffen des Zürcher Büros. Sie zeigen die Bandbreite heutiger Landschaftsarchitektur, von der Gartengestaltung bis zur Pflege des städtischen Raums. Die Preisverleihung findet am 28. Mai 2010 am Nachmittag in St. Gallen statt.
Zürcher Büro mit internationaler Ausstrahlung
Der diesjährige Preis geht an das Büro Vogt
Landschaftsarchitekten. Ausgezeichnet werden zwei Anlagen des Zürcher Büros in
St. Gallen und Zürich, welche exemplarisch die grosse Vielfalt von dessen Arbeiten
zeigen. Günther Vogt, ehemals Partner von «Kienast Vogt Partner»,
gehört mit seinen Arbeiten im In- und Ausland zu den wichtigsten und
bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen Landschaftsarchitektur-Szene.
Seine Anlagen reichen von kleinen, urbanen Plätzen über Gärten mit üppiger
Bepflanzung bis zu grossflächigen, stadtplanerischen Konzepten. Besonders
hervorzuheben ist der Umgang mit dem Ort, die Pflanzenverwendung und der
künstlerische Anspruch. Vogts Arbeiten sind nie blosse Routine. Er und sein
Team setzen sich bei jeder Aufgabe intensiv mit dem Ort und der Situation
auseinander und erarbeiten kreative Lösungen. Die beiden Anlagen, welche mit
dem SGP 2010 besonders hervorgehoben werden sollen, wurden von privaten
Eigentümern realisiert, sind aber öffentlich zugänglich.
«Blumenberge» in St. Gallen
2001-2004 wurde das bestehende Hauptgebäude der Helvetia Versicherungen mit
Anbauten der Basler Architekten Herzog & de Meuron vergrössert. Im Zuge
dieser Erweiterung wurde auch eine besondere Gartenanlage realisiert. Bauherr
und Landschaftsarchitekt hatten dabei den Mut, sich auf ein neues Konzept
einzulassen. Statt sogenannt «pflegeleichter» Rasen sind die 23’000m2
grossen «Blumenberge» das, was ihr Name verspricht: überbordende
Üppigkeit und Farbenpracht zu allen Jahreszeiten, vielfach gespiegelt in den
Fenstern des Neubaus.
Das scheinbare Chaos ist in Wirklichkeit eine streng komponierte Diversität. Streifen von Gehölzen folgen den Höhenlinien und sorgen für klare, lineare Strukturen. Dazwischen bieten die sorgfältig aufeinander abgestimmten Farbbänder aus Staudenpflanzen das ganze Jahr über einen immer wieder wechselnden Anblick. Einen ersten Höhepunkt bilden die Zwiebelpflanzen im Frühling. Bis in den Spätherbst prägen Blüten- und Blattformen und Farben die Anlage. Wasserbecken und verschlungene Wege runden das Bild ab.
Das Konzept bewährt sich seit sechs Jahren. Die Wege dienen heute als gern genutzte Fussgänger-Verbindung zwischen der Stadt und der Universität. Die Mitarbeitenden der Helvetia schätzen den Ausblick in den sich über die Jahreszeiten und die Jahre verändernden Garten. Und die Pflegekosten der Anlagen sind gemäss Auskunft der Verantwortlichen trotz der Blumenpracht nicht wesentlich höher als für an einem solchen Ort sonst üblichen, akkurat geschnittenen Rasen.
Kleiner Platz in Zürich
Die Sanierung des SIA-Hochhauses (2006 – 2008, Romero & Schäfle) erlaubte eine Neudefinition einer versteckten «Restfläche» mitten in der Stadt. Dank einer Öffnung zur Strassenseite entstand eine Blickachse von der Strasse zum ehemaligen botanischen Garten mit seinem schönen alten Baumbestand. Auf einer durchgehenden Asphaltfläche stehen wenige organisch geformte Betongefässe, die an grosse Flusskiesel erinnern. Die darin gepflanzten kanadischen Ahornsorten verweisen auf den alten botanischen Garten und setzen im Herbst bunt gefärbte Akzente. Der Schritt der durcheilenden Passanten verlangsamt sich und erlaubt eine kurze Pause. Die «urbane Gartenlandschaft», wie Vogt den Platz nennt, erfüllt damit die klassische Funktion eines Parks: ein Ort in der Stadt zu sein, wo es sich von der Hektik Abstand nehmen lässt.
shs
Kontakt:
Schweizer Heimatschutz, Monika Suter, Tel.: 044
254 57 00,
Vogt Landschaftsarchitekten, Günther Vogt, Tel.: 044 360 54 54
http://www.heimatschutz.ch/index.php?id=706&L=0
Kommentare von Daniel Leutenegger