28. Dezember 2013
Zwischen «Brücke» und «Blauem Reiter»: Hanna Bekker vom Rath als Wegbereiterin der Moderne
Ausstellung im Zentrum Paul Klee Bern, bis am 23. Februar 2014

Bild: Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Liebespaar, um 1908, Farbkreide, 34.2 x 44.2 cm, Museum Wiesbaden, Dauerleihgabe des Vereins zur Förderung der bildenden Kunst in Wiesbaden, erworben aus der Privatsammlung Nachlass Hanna Bekker vom Rath
Als mutige Vertreterin der Künstler, die unter den Nationalsozialisten als «entartet» geächtet wurden, trug Hanna Bekker vom Rath mit dazu bei, dass der Deutsche Expressionismus nach dem Zweiten Weltkrieg wieder weltweite Bedeutung erlangte.
Die Galeristin, Malerin und Kunstförderin Hanna Bekker vom Rath (1893-1983) pflegte Freundschaften zu bedeutenden Künstlerinnen und Künstlern wie Ludwig Meidner, Alexej von Jawlensky, Karl Schmidt-Rottluff oder Emy Roeder.
Sie kaufte deren Werke an, lud die Maler nach Hofheim in der Nähe von Wiesbaden in ihr legendäres Blaues Haus und führte sie dort mit Sammlern zusammen. In ihrem Berliner Atelier organisierte sie während der Herrschaft der Nationalsozialisten geheime Ausstellungen. Ihre zunächst spontane Unterstützung einzelner Künstler wurde zu einer anhaltenden Mission.
Eine verlässliche Freundin
Als Tochter aus gutem Hause entdeckte Hanna Bekker vom Rath früh ihre Liebe zur Kunst, nahm Mal- und Zeichenunterricht und lernte durch ihren Mann Paul Bekker auch zahlreiche Künstler aus Musik, Literatur und Theater kennen. Karl Schmidt-Rotluff, einer der wichtigsten Vertreter des Expressionismus› und Gründungsmitglied der Künstler-Vereinigung «Die Brücke», hielt sich immer wieder mehrere Wochen zum Malen in Hofheim auf.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gründete sie 1947 das Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath. Zu ihrem Künstler- und Freundeskreis gehörten nun auch Ernst Wilhelm Nay und Willi Baumeister. Als erfolgreiche Betreiberin des Frankfurter Kunstkabinetts verkaufte Hanna Bekker vom Rath Werke an viele bedeutende Museen und war nicht zuletzt 1962/63 als Ausstellungsreisende der Kulturabteilung des deutschen Auswärtigen Amtes unterwegs.
Aufbruch der Moderne in die zweite
Hälfte des Jahrhunderts
Die Sammlung von Hanna Bekker vom Rath spiegelt ihr Interesse am Expressionismus als existenziell berührende Kunst wieder. Auch mit Paul Klee war sie in besonderer Weise verbunden. Bereits im Jahr 1923 erwarb sie ein Werk von ihm, Läufer (Haker-Boxer), 1920, 25 in der Galerie von Klees Kunsthändler Hans Goltz in München. Vermutlich über Ida Kerkovius, die am Weimarer Bauhaus unter anderem auch Klees Unterricht besuchte, lernte Bekker vom Rath den Künstler persönlich kennen. Sie besuchte ihn in Dessau und nach seiner unfreiwilligen Rückkehr in die Schweiz im Sommer 1935 in Bern.
Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Museum Wiesbaden entstanden und vereint die wichtigsten Bilder aus dem Nachlass der Sammlerin und Galeristin Hanna Bekker vom Rath mit Werken von Max Beckmann, Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Alexej Jawlensky, Paul Klee, Kurt Schwitters, Alberto Giacometti, Käthe Kollwitz oder Willi Baumeister.
Katalog zur Ausstellung:
Hanna Bekker vom Rath, Zwischen «Brücke» und «Blauem Reiter»,
Hg. Museum Wiesbaden, Texte von Roman Zieglgänsberger, Marion Bornscheuer, Vera
Klewitz, Marian Stein-Steinfeld, 208 Seiten mit 155 farbigen und 24 s/w Abb.,
19,5 x 25 cm, Leinen mit Schutzumschlag
Preis: CHF 39,90
(ISBN 978-3-86832-162-3)
zpk
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Kommentare von Daniel Leutenegger