23. Mai 2014
Der Schweizer Peter von Matt erhält den Goethepreis 2014 der Stadt Frankfurt
Das Kuratorium zur Vergabe des Goethepreises der Stadt Frankfurt hat sich in seiner Sitzung vom Donnerstag, 22. Mai 2014, einmütig für den Literaturwissenschaftler Peter von Matt (Bild) entschieden. Es will damit «einen grossen Kenner und geistreichen Interpreten der europäischen Literatur küren, der mit seinen Büchern über literarische Topoi ein breites Publikum erreicht».

Foto: Gelehrter11, 2008 – CC-Lizenz: Attribution-Share Alike 3.0 Unported – Zur Originaldatei: http://commons.wikimedia.org
Oberbürgermeister
Peter Feldmann begründete als Vorsitzender des Kuratoriums: «Mit Peter von Matt
wird ein bedeutender Literaturwissenschaftler ausgezeichnet, der ein profundes
Wissen mit einem dezidierten Urteil verbindet. Er zählt zu den meist
geschätzten Germanisten seiner Generation.»
Auch Kulturdezernent Felix Semmelroth freute sich über die Wahl: «Peter von Matt zeichnet sich als brillanter Stilist und grosser Entdecker aus. Er hebt die Interpretationskunst aus den Sekundärtätigkeiten in eine originäre Leistung von ästhetischer Bedeutung.»
Peter
von Matt, geboren 1937 im Kanton Nidwalden, gilt als hervorragender Essayist
und Kommentator literatur- und kulturpolitischer Themen. Er wurde 1965 nach dem
Studium der Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte in Zürich und Nottingham
von Emil Staiger mit einer Arbeit über Franz Grillparzer promoviert. Sechs
Jahre später erschien die Habilitation zum Werk E.T.A. Hoffmanns, die den
jungen Forscher 1976 auf eine Professur an der Universität Zürich beförderte.
Diese hatte von Matt bis 2002 inne.
Es gehört zu Peter von Matts Talenten, anhand von unerwarteten, aber
unmittelbar einleuchtenden Themen Tiefenbohrungen in die deutsche
Literaturgeschichte zu unternehmen. Solche kreativen Entdeckungsreisen werden
bereits durch einige Titel deutlich: «…fertig ist das Angesicht. Zur
Literaturgeschichte des menschlichen Gesichts» (1983), «Liebesverrat. Die
Treulosen in der Literatur» (1989), «Verkommene Söhne, missratene
Töchter. Familiendesaster in der Literatur» (1995), «Die verdächtige
Pracht. Über Dichter und Gedichte» (1998) und «Die Intrige. Theorie
und Praxis der Hinterlist» (2006).
Der Goethepreis wird alle drei Jahre am Geburtstag Goethes, dem 28. August, in
der Paulskirche an eine Persönlichkeit verliehen, «die durch ihr Schaffen
bereits zur Geltung gelangt und deren schöpferisches Wirken einer dem Andenken
Goethes gewidmeten Ehrung würdig ist». Er ist mit 50’000 Euro dotiert.
Das Kuratorium setzt sich in diesem Jahr neben den ständigen Mitgliedern (dem
Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, dem Stadtverordnetenvorsteher, dem
Kulturdezernenten, dem Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst, dem
Präsidenten der Goethe-Universität und der Direktorin des Freien Deutschen
Hochstiftes) aus den Fachjuroren Olga Martynova, Michael Krüger und Hans Ulrich
Treichel zusammen.
Die letzten Preisträger waren 2002 Marcel Reich-Ranicki, 2005 Amos Oz, 2008 Pina Bausch und 2011 Adonis. Frühere Preisträger waren unter anderem Sigmund Freud (1930), Hermann Hesse (1946) und Thomas Mann (1949). Erster Goethepreisträger war im Jahr 1927 Stefan George.
pia
Kontakt:
http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=8649&_ffmpar[_id_inhalt]=21489
Kommentare von Daniel Leutenegger