7. November 2025
«CHRISTOPHE BLAIN. PARADIS PERDUS»
Ausstellung im Cartoonmuseum Basel, vom 8. November 2025 bis am 15. März 2026

Bild: © Christophe Blain, Cover von «Dessiner le Temps», 2022, Courtesy Galerie Barbier, Paris
Das Cartoonmuseum Basel – Zentrum für narrative Kunst präsentiert erstmals im deutschsprachigen Raum eine umfassende Retrospektive des französischen Comicstars Christophe Blain. Mit seinem viel beachteten Werk, das von abenteuerlichen Piratengeschichten und ironischen Westernparodien über eine pointierte Politsatire bis hin zu einem eindringlichen Sachcomic zu Nachhaltigkeit und Klimakrise reicht, feiert die Ausstellung auch die Vielfalt des zeitgenössischen Comics.
Blain verfügt über ein breites Repertoire an Themen und Stilen und vereint erzählerische Finesse und feinen Humor mit zeichnerischer Virtuosität. Die Ausstellung zeigt Originalzeichnungen, Skizzen, Vorstudien sowie malerische Arbeiten und gibt einen faszinierenden Einblick in das Schaffen eines der vielseitigsten und renommiertesten Comicautoren unserer Zeit.

Bild: © Christophe Blain, «Gus: 1 Nathalie», 2007, Dargaud, Paris, 2007
Christophe Blain (*10.8.1970, Gennevilliers, Frankreich) ist ein ausnehmend wandelbarer Künstler, der alle Tonalitäten zwischen sparsamer, schneller Tuschezeichnung und subtil pastoser Malerei beherrscht. Die für ihn typischen, aus grosser zeichnerischer Könnerschaft entwickelten figürlichen und perspektivischen Überhöhungen verleihen seinen Panels eine mitreissende Vitalität und Dynamik.
Blain startet seine künstlerische Karriere in den 1990er-Jahren mit subtil gezeichneten Reisereportagen. Über diese realistisch erscheinenden Berichte sagt der Künstler, dass er den ersten, stärksten Eindruck eines Ortes festhielt, indem er in der Natur gezeichnete Skizzen und Farbnotizen später aus der Erinnerung zum fertigen Bild vereinte. Die so entstandenen, verdichteten und auf das Wesentliche konzentrierten Bilder stehen für Blains Arbeitsweise, in sich selbst nach den Eindrücken und Bildern zu suchen, die ihm von Landschaften, Städten und Situationen, aber auch von Büchern und Filmen geblieben sind.
Für sein 1999 erschienenes, erstes ohne Szenaristen verfasstes Comicalbum «Le Réducteur de vitesse» greift er auf während seines Militärdienstes auf der Fregatte Tourville entstandene Skizzen zurück, um die Geschichte einer Katastrophe zu erzählen, die im Maschinenraum eines Kriegsschiffes ihren Anfang nimmt.
Für seine späteren fiktiven Arbeiten inspirieren ihn insbesondere schon bei ihrem Entstehen überhöhte, bildgewaltige Meisterwerke des Kinos wie «Metropolis», «King Kong» oder «Once upon a time in the West».

Bild: © Christophe Blain, «Quai d’Orsay», 2010, Dargaud, Paris, 2010
Pionier des zeitgenössischen Comics
Christophe Blain ist ein fester Bestandteil der französischen Comicpionier:innen der Nouvelle Bande Dessinée. In den 1990er-Jahren arbeitet er im legendären «Atelier des Vosges» Seite an Seite mit späteren Comicgrössen wie David B., Emile Bravo, Marjane Satrapi, Joann Sfar und Lewis Trondheim. Ab 2000 gründet er mit Mathieu Sapin, Riad Sattouf und Joann Sfar das bis heute aktive Pariser Künstleratelier «Societé Nationale de Bandes Dessinées».
Nachdem bereits Blains frühe, bei Dargaud publizierte Serien «Isaac le pirate», «Socrate le demi-chien» und «Gus» viel Beachtung erfahren haben, überrascht er 2010 mit dem ersten Teil der Politsatire «Quai d’Orsay», in dem er die von einem ehemaligen Berater von Dominique de Villepin niedergeschriebenen Erinnerungen an dessen turbulente Zeit im französischen Aussenministerium in eine bissige, für das Alter Ego des Aussenministers wenig schmeichelhafte Fiktion umarbeitet. Das Buch entwickelt sich zu einem Bestseller und wird 2013 von Bertrand Tavernier verfilmt.
Im selben Jahr gewinnt Blain für den zweiten Band von «Quai d’Orsay» – wie schon 2002 für den ersten Band von «Isaac le pirate» – den Preis für den besten grafischen Roman am Festival von Angoulême. 2019 wird Christophe Blain die Ehre zuteil, den ersten Teil einer in Zusammenarbeit mit Joann Sfar geschaffenen Hommage an «Leutnant Blueberry» zu veröffentlichen und damit einen frischen Blick auf den Westerncomic-Klassiker von Jean-Michael Charlier und Jean Giraud zu werfen.

Bilder: © Christophe Blain und Jean-Marc Jancovici, «Le Monde sans fin», 2021

Sachcomic zum Klimawandel
Das neueste Buch von Christophe Blain ist ein anspruchsvoller Sachcomic. Mit Jean-Marc Jancovici, einem führenden Experten für Energie und Klima, stellt er sich im 2021 erschienenen «Le Monde sans fin» in der Rolle eines interessierten Laien der ebenso drängenden wie komplexen Diskussion um Möglichkeiten einer klimaverträglichen Energiegewinnung.

Bild: © Christophe Blain, «Noël à New York», Original Coverillustration für «Le Journal Spirou» N°4260–4261, 2019, Dupuis, Marcinelle, 2019, Courtesy Galerie Barbier, Paris
Die reichhaltige Retrospektive von Christophe Blain im Cartoonmuseum Basel zeigt die künstlerische Entwicklung des französischen Comicstars in allen Facetten – von Entwurfszeichnungen über Tuschearbeiten bis zu Malereien in unterschiedlichen Techniken.
Kuratorin
Anette Gehrig, Base
Kontakt:
https://cartoonmuseum.ch/ausstellungen

Bild: Christophe Blain in Basel, 2025 – Foto: © Cartoonmuseum Basel, https://cartoonmuseum.ch/ausstellungen
#ChristopheBlain #ParadisPerdus #CartoonmuseumBasel #AnetteGehrig #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+
Kommentare von Daniel Leutenegger