5. November 2025
SCHWEIZER PREIS FÜR BILDUNGSFORSCHUNG 2025
Heute Mittwoch wurde in Bern der Schweizer Preis für Bildungsforschung 2025 überreicht. Der durch Bund und Kantone verliehene Preis geht dieses Jahr an Benita Combet (Universität Bern) sowie an Patrick McDonald (ETH Zürich) und Maïlys Korber (Bundesamt für Sozialversicherungen). Die beiden ausgezeichneten Arbeiten beleuchten aus unterschiedlichen Perspektiven, wie Präferenzen individuelle Bildungs- und Arbeitsmarktentscheidungen prägen.

Bild: (v.l.) Benita Combet, Maïlys Korber und Patrick McDonald – Foto: © WBF-admin.ch, 2025
Der mit 25’000 Franken dotierte Schweizer Preis für Bildungsforschung wird dieses Jahr bereits zum zehnten Mal verliehen. Mit dem Preis zeichnen die für das Bildungsmonitoring verantwortlichen Behörden von Bund und Kantonen Forschung aus, die einen relevanten Beitrag zur Steuerung des Bildungssystems leistet.
Der Preis geht dieses Jahr an Benita Combet (Universität Zürich) sowie an Patrick McDonald (ETH Zürich) und Maïlys Korber (Bundesamt für Sozialversicherungen). Die beiden ausgezeichneten Arbeiten beleuchten aus unterschiedlichen Perspektiven die Rolle von Präferenzen bei der Studienwahl sowie bei Entscheiden im Rekrutierungsprozess von Unternehmen.
Benita Combet untersucht, warum Männer und Frauen unterschiedliche Studienfächer wählen. Ihre experimentelle Studie zeigt: Frauen meiden vor allem Fächer, die analytisches, technisches oder wettbewerbsorientiertes Denken erfordern. Unterschiede bei Gehalt oder Prestige spielen dagegen kaum eine Rolle. Es sind unterschiedliche Präferenzen von Frauen und Männern für bestimmte Merkmale von Studienfächern und Berufen, welche zu einer geschlechtsspezifischen Studienwahl führen und die Geschlechtersegregation verfestigen.
Patrick McDonald und Maïlys Korber analysieren in einem Vignettenexperiment, wie Unternehmen Bewerbende mit beruflicher oder allgemeiner Ausbildung bewerten. Ihr Befund zeigt, dass Arbeitgeber Bewerbende mit einer Berufsausbildung bevorzugen, insbesondere für Berufe auf der Tertiärstufe.
In beiden Arbeiten kommen innovative, vignettenbasierte experimentelle Befragungsmethoden zur Anwendung. Konkret mussten sich die Jugendlichen in der Befragung bei Combet zwischen zwei fiktiven Studienfächern mit unterschiedlichen Merkmalen bspw. hinsichtlich Mathematiklastigkeit, Lohnhöhe oder Möglichkeit zu Teilzeitarbeit entscheiden.
In der Studie von McDonald und Korber mussten die Personalverantwortlichen der befragten Unternehmen fiktive Lebensläufe von Bewerbenden mit unterschiedlicher Ausbildung bewerten. Die experimentelle Befragungssituation hat den Vorteil, dass die Merkmale vollständig kontrolliert und zufällig kombiniert werden können, was eine experimentelle Überprüfung sowie die Ermittlung kausaler Zusammenhänge ermöglicht.
Beide Studien zeigen, wie stark Präferenzen und Wahrnehmungen individuelle Entscheidungen und Einstellungsverfahren beeinflussen. Geschlechtsspezifische Bildungs- und Berufsmuster sind weniger auf unterschiedliche Fähigkeiten oder rationales Verhalten zurückzuführen, sondern vielmehr auf Stereotype, Präferenzen und soziale Rollen, die sowohl Selbstselektion als auch externe Beurteilungen beeinflussen.
Mehr:
Benita Combet (2024). Women’s aversion to majors that (seemingly) require systemizing skills causes gendered field of study choice, European Sociological Review, Volume 40, Issue 2, Pages 242–257, https://doi.org/10.1093/esr/jcad021.
Patrick McDonald & Maïlys Korber (2023). Employer preferences for vocational over general education: evidence from an employer survey experiment, Research in Social Stratification and Mobility, Volume 83, 100756, https://doi.org/10.1016/j.rssm.2022.100756.
Quelle:
https://www.wbf.admin.ch/de/newnsb/BwMhCRJDpeTZFIv7v7qmO
#SchweizerPreisfürBildungsforschung #BenitaCombet #PatrickMcDonaldd #MaïlysKorber #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+
Kommentare von Daniel Leutenegger