13. September 2025
NEUE SIKART-ARTIKEL: IM FOKUS SIND SCHWEIZER KÜNSTLERINNEN DER MODERNE
Mit dem Fokus-Projekt richtet die Redaktion von SIKART (Lexikon zur Kunst in der Schweiz) seit Anfang des Jahres den Blick auf Künstlerinnen der Moderne. Mittlerweile konnten mehrere Artikel über Künstlerinnen, die zwischen 1850 und 1900 geboren wurden, online publiziert werden. Die Texte bieten Einblick in unterschiedliche Biografien und Œuvres und tragen dazu bei, historische Künstlerinnen im Lexikon stärker zu repräsentieren. SIKART stellt im Folgenden ausgewählte Positionen aus den drei Sprachregionen vor:

Bild: Germaine Boy, Sans titre (Oiseaux du paradis), vers 1900 © Ayants droit Germaine Boy – Photo: Caline Sian, https://recherche.sik-isea.ch/de/sik:person-16666158:exp/in/sikart/actor
Von Uri bis Bern
Erna Schillig (1900–1993) gehörte zusammen mit August Babberger und Heinrich Danioth zum sogenannten Urner Kreis und entwickelte neben dem zeichnerischen und malerischen Schaffen auch avantgardistische Textilarbeiten. Ein Beispiel hierfür ist der bekannte «Trachtenteppich», der 1937 auf der Weltausstellung in Paris ausgestellt wurde.
Die Berner Malerin, Zeichnerin und Druckgrafikerin Bertha Züricher (1869–1949) schuf ihre Bildmotive aus der Farbe heraus und orientierte sich stets an ihrer unmittelbaren Lebensrealität. Eine besondere Vorliebe hegte die passionierte Wanderin für die hochalpine Landschaft. Ihre lange Ausstellungstätigkeit zeugt von ihrem produktiven Schaffen und ihrem unternehmerischen Geist.
Ruth Stauffer-Classen (1895–1974) war Autodidaktin und begann erst im Alter von 41 Jahren zu malen; zuvor trat sie mit Webarbeiten in Erscheinung. In ihren Porträts sind die Figuren frontal dargestellt, in selbstbewusster Haltung und mit wachem Blick. Trotz Kunst-am-Bau-Projekten in Bern und Teilnahmen an Gruppenausstellungen geriet Stauffer-Classen nach ihrem Tod in Vergessenheit. Erst in den vergangenen Jahren sind ihre Werke – wie die vieler weiterer Künstlerinnen – durch Ausstellungen wieder ins Bewusstsein gerückt.

Bild: Bertha Züricher, Der Niesen, 1914 – Foto: David Aebi, Burgdorf
In der Westschweiz
Jeanne Lombard (1865–1945) ist eine der wenigen Künstlerinnen am Übergang zum 20. Jahrhundert, die sich mit protestantischen Themen befasste. Ihre als streng empfundene Kunst wird von einem überwiegend protestantischen Publikum gefeiert – nach dem Tod gerät ihr Name in Vergessenheit.
Germaine Boy (1884–1971) studierte zunächst in Paris und verbrachte rund fünfzig Jahre zwischen der Grossstadt und dem Wallis, wo sie weibliche Figuren bei der Arbeit malte. In Paris für ihre Walliser Genreszenen bekannt, trug sie massgeblich zur Verbreitung der Darstellung des bäuerlichen Lebens in der Schweiz bei.
Ein Künstlerinnenleben im Tessin
Georgette Tentori-Klein (1893–1980) vereinte Kunst, Handwerk und Architektur in ihrem Tessiner Wohnatelier Casa Sciaredo in Barbengo. Die Casa Sciaredo, von der Künstlerin selbst entworfen und von ihrem Mann erbaut, stellt das früheste Beispiel eines Privathauses im Stil des Neuen Bauens im Tessin dar. Hier schuf die aus Winterthur stammende Tentori-Klein zahlreiche Skulpturen aus Holz und Spielfiguren. Heute ist die Casa Sciaredo ein Atelierhaus und Rückzugsort für Künstlerinnen und Künstler.
2025 werden zu folgenden Künstlerinnen Lexikonartikel in SIKART publiziert:
Hélène Amande (1896–1987)
Germaine Boy (1884–1971)
Irma Giudici-Russo (1899–1994)
Martha Haffter (1873–1951)
Jeanne Lombard (1865–1945)
Valentine Métein-Gilliard (1891–1969)
Margherita Osswald-Toppi (1897–1971)
Helene Roth (1887–1966)
Erna Schillig (1900–1993)
Susanne Schwob (1888–1967)
Ruth Stauffer-Classen (1895–1974)
Annie Stebler-Hopf (1861-1918)
Georgette Tentori-Klein (1893–1963)
Amanda Tröndle-Engel (1862–1956)
Marguerite Vallet-Gilliard (1888–1918)
Bertha Züricher (1869–1949)
Quelle / Mehr / Kontakt:

Bild: Jeanne Lombard, Autoportrait de trois quarts à droite, au grand chapeau noir, entre 1900 et 1945 – Photo: Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel
Auf ch-cultura.ch u.a. erschienen:
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Kommentare von Daniel Leutenegger