6. Februar 2025
AUCH HEUTE WIEDER: DER ABBAU BEI SRF GEHT WEITER
Nachdem SRF gestern das Ende von «G&G Gesichter und Geschichten» angekündigt hat, folgte heute weitere dicke Post: Abgeschafft werden z.B. das Hörspiel am Montagnachmittag und das Wirtschaftsmagazin «Trend» auf Radio SRF 1, auf Radio SRF 2 Kultur neben dem «Kontext» nun auch die «Passage» und das «Wissenschaftsmagazin» und im Fernsehen SRF 1 die beiden jährlichen Ausgaben «SRF bi de Lüt – Live» sowie die Produktion der «Swiss Comedy Awards». Zahlreiche Sendungen wie «Spasspartout», «Buchzeichen» und «Dini Mundart» sollen «weiterentwickelt und teils schlanker produziert» werden. Die Angebotsveränderungen ziehen laut SRF-Medienmitteilung neben einem Stellenabbau auch Veränderungen insbesondere in Produktion und Infrastruktur nach sich. Insgesamt baut SRF mit diesem Entscheid bis Anfang 2026 rund 50 Vollzeitstellen ab. Die finanziellen Einsparungen belaufen sich auf knapp 8 Millionen Franken bis Ende nächsten Jahres.

Bild: SRF-Newsroom – Foto: © https://www.srf.ch/sendungen/hallosrf/so-arbeitet-unser-newsroom-drehmarathon-im-news-und-sportcenter-von-srf, 2023
«SRF vollzieht bereits in den kommenden Monaten weitere Spar- und Personalmassnahmen aufgrund der angespannten finanziellen Situation. Gleichzeitig passt das Medienhaus sein Angebot noch stärker dem Nutzungsverhalten des Publikums an. Im Rahmen des strategischen Unternehmensprojektes ‹SRF 4.0› wurden dafür verschiedene Anpassungen beschlossen – im Radio, im TV und online. Bis Ende 2026 werden damit knapp 8 Millionen Franken eingespart und bereits bis Anfang nächstes Jahr rund 50 Vollzeitstellen abgebaut. (…) Zusätzliche kurzfristige Sparmassnahmen erfolgen in der Technologie.», so beginnt die heutige Medienmitteilung aus dem Hause SRF.
«Es ist leider unumgänglich, dass wir mit der Umsetzung der sorgfältig vorbereiteten und ursprünglich für 2026 geplanten Anpassungen im Angebot so rasch wie möglich starten. Nur so können wir für das laufende Jahr ein ausgeglichenes Budget sicherstellen und gleichzeitig die digitale Transformation von SRF vorantreiben. Dass wir nach dem Abbau in Produktion, Technologie sowie im Angebot im vergangenen Herbst bereits wieder Massnahmen auslösen müssen, bedaure ich sehr. Die rückläufigen kommerziellen Einnahmen, die Reduktion des Teuerungsausgleichs auf die Medienabgabe sowie die steigenden Kosten in IT und Technologie lassen uns jedoch keine andere Wahl», erklärt SRF-Direktorin Nathalie Wappler, und fährt fort: «Die verschiedenen grösseren und kleineren Anpassungen im Angebot haben wir alle auf Basis der Unternehmensziele erarbeitet. Diese wiederum sind so ausgerichtet, sowohl die Wirkung beim Publikum wie auch die Zukunftsfähigkeit der Angebote und damit die Erfüllung des Service public sicherzustellen.»
Die Anpassungen im Angebot verteilten sich auf alle Vektoren, heisst es in der Mitteilung. Im Fernsehen lege SRF den Fokus noch stärker auf die Primetime, also den Hauptabend ab 19 Uhr, und vermehrt auf Inhalte, die sich auch fürs Streaming eignen. «Das entspricht zunehmend dem Nutzungsverhalten unseres Publikums. Wir wollen damit unsere Ressourcen noch konzentrierter dort einsetzen, wo sie beim Publikum die grösstmögliche Wirkung erzeugen – ganz im Sinne des zielorientierten Mitteleinsatzes», so Nathalie Wappler.
Als Folge dieses strategischen Entscheides ersetze SRF nach 20 Jahren das Gesellschaftsmagazin «G&G – Gesichter und Geschichten» (siehe Beitrag von gestern). Ab August sind zwischen 18 und 19 Uhr neben dem moderierten Newsflash und «Mini Chuchi, dini Chuchi» eingekaufte Unterhaltungsformate – insbesondere sogenannte Factuals – zu sehen. Nathalie Wappler: «Zusammen mit dem bereits kommunizierten Ersatz der 18-Uhr-‹Tagesschau› durch einen moderierten Newsflash werden wir mit diesem Schritt nach der Sommerpause den Vorabend im TV neu ausrichten und unsere personellen und finanziellen Ressourcen noch stärker auf die Primetime fokussieren.» SRF werde auch künftig über Gesellschaftsthemen berichten. Dafür werde ein Teil des heutigen «G&G»-Teams entsprechende Inhalte für verschiedene Sendungen und Onlineangebote realisieren.
Weiter verzichte SRF am Samstagabend auf Fernsehen SRF 1 auf die beiden jährlichen Ausgaben «SRF bi de Lüt – Live» sowie auf die Produktion der «Swiss Comedy Awards» und entwickle «neue Angebote, die sich im Sinne des veränderten Medienkonsums besser für eine zeitversetzte Nutzung auf Streamingplattformen eignen». Auf die zahlreichen weiteren «SRF bi de Lüt»-Formate wie beispielsweise «Landfrauenküche» oder «Hüttengeschichten» habe der Entscheid keinen Einfluss. «Zudem werden die Sommerpausen einzelner Sendungen verlängert und zu nutzungsschwachen Zeiten mehr Wiederholungen ausgestrahlt», wird in der Mitteilung weiter angekündigt. Kürzungen seien zudem in der Film- und Serienberichterstattung im Fernsehen, Radio und online vorgesehen. Auf «srf.ch» und in den Apps reduziert SRF sogenannte wirkungsschwache Inhalte.
Kürzere Wortinhalte und Anpassungen zu Randzeiten im Radio
Im Radio nimmt SRF in den kommenden Monaten ebenfalls verschiedene Veränderungen im Angebot vor. Insbesondere werden längere Wortinhalte durch kürzere Beiträge ersetzt. Dies entspreche vermehrt den Nutzungsgewohnheiten des Radiopublikums und stärke die Sender in ihrem Programmablauf. «Deshalb verzichtet Radio SRF 1 auf das Hörspiel am Montag von 14 Uhr bis 15 Uhr und auf das Wirtschaftsmagazin ‹Trend›. Stattdessen fliessen Teile der freien Ressourcen in die tagesaktuelle und vertiefende Wirtschaftsberichterstattung. Dasselbe geschieht mit dem ‹Wissenschaftsmagazin› auf Radio SRF 2 Kultur. Dafür werden Wissensinhalte ins Tagesprogramm integriert. Radio SRF 4 News fokussiert noch stärker auf den Morgen und den Vorabend und verzichtet stattdessen zwischen 9.30 Uhr und 12 Uhr auf Livemoderationen. Am Vormittag werden künftig ausgewählte Inhalte, Hintergrundbeiträge und halbstündige Nachrichten ausgestrahlt.», wird in der Medienmitteilung ausgeführt.
«Das Morgenprogramm auf Radio SRF 2 Kultur bekommt ein einheitliches Profil» ist weiter zu lesen. SRF stellt dafür wie hier gemeldet die Sendung «Kontext» ein, um stattdessen rund 25-minütige Live-Talks zu Kunst, Literatur, Film, Musik und Gesellschaft auszustrahlen. Zudem entfalle die Sendung «Passage». Die damit frei werdenden Sendeplätze am Freitagabend und Sonntagnachmittag sollen für Zweitausstrahlungen von bestehenden Formaten genutzt werden. «SRF will trotz dieser Massnahmen weiterhin auf vertiefende Audio-Features setzen. Dieses Genre wird jedoch weiterentwickelt und den Nutzungsgewohnheiten angepasst.», so die SRF-Medienabteilung
In der Literaturberichterstattung fokussiere SRF auf die Marke «Literaturclub». So erscheine auch der Podcast «Zwei mit Buch» künftig unter diesem Namen. Ausserdem werde das Online-Angebot «Bestenliste» noch enger mit dem «Literaturclub» verknüpft. «Damit können Synergien zwischen TV, Radio und online noch besser genutzt werden.», heisst es weiter.
Im Klassik- und Jazzangebot gehe SRF «den eingeschlagenen Weg konsequent weiter» und fusioniere in den kommenden Monaten zusätzliche Sendungen. Synergien seien auch bei «Im Konzertsaal» möglich, «indem SRF künftig weitere Konzertaufzeichnungen von RTS und RSI übernimmt. Die Details werden nun von Projektgruppen sorgfältig ausgearbeitet.»
«Mehrere Radio-Formate werden weiterentwickelt und teils schlanker produziert», kündigt SRF an. So «Spasspartout», «Buchzeichen» sowie «Dini Mundart». Die «Hitparade» und «Sounds!» auf Radio SRF 3 bleiben bestehen, «bekommen jedoch einen Sparauftrag». Dafür stellt SRF den Podcast «Sounds! Zentrale» ein. Radio SRF Virus soll mehr Synergien mit anderen Angeboten für ein jüngeres Publikum nutzen, unter anderem über eine gemeinsame redaktionelle Planung.
Sparmassnahmen in der Technologie
Zusätzlich zu den Veränderungen im Angebot müsse auch die Abteilung Technologie zeitnah Einsparungen von rund 3 Millionen Franken umsetzen, ist weiter zu lesen. Dafür habe SRF verschiedene Massnahmen ausgearbeitet: So werden bis 2026 weitere 7 Vollzeitstellen abgebaut sowie Service- und Lizenzkosten wie auch weitere IT-Leistungen reduziert. Zudem werden geplante Projekte zurückgestellt.
«Wir halten an unseren Zielen fest und investieren in die Zukunft»
«Diese Schritte sind der Geschäftsleitung von SRF nicht leichtgefallen», betont Nathalie Wappler: «Unsere angespannte finanzielle Situation lässt uns leider keine andere Wahl mehr, als auf viele lieb gewonnene Angebote zu verzichten. Das bedaure ich sowohl für unsere Mitarbeitenden wie auch für unser Publikum sehr.»
Die Umsetzung der aktuellen Massnahmen erfolge schrittweise ab sofort bis Anfang 2026. Dazu kommen weitere Budgetkürzungen, um 2025 eine ausgeglichene Rechnung zu erzielen. SRF vollziehe den notwendigen Stellenabbau sukzessive in den kommenden Monaten. Für die betroffenen Mitarbeitenden komme der Sozialplan der SRG zum Einsatz.
Und es geht weiter …
In der heutigen SRF-Medienmitteilung steht abschliessend zu lesen: «Neben den jetzt kommunizierten Angebotsveränderungen sind für das Budget 2026 weitere Spar- und Personalmassnahmen unumgänglich. (…) Entsprechend werden aktuell im Rahmen des Unternehmensprojektes SRF ‹4.0› weitere Massnahmen ausgearbeitet. Zu diesen Einsparungen gehören, wie bereits im September 2024 angekündigt, Veränderungen in der Organisation und eine Verkleinerung der Geschäftsleitung. Die entsprechende Kommunikation erfolgt in den kommenden Monaten.»
Quelle / Mehr:
https://medien.srf.ch/-/-srf-4.0-einsparungen-in-angebot-und-technologie
Auf ch-cultura.ch u.a. erschienen:
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Kommentare von Daniel Leutenegger