13. August 2014
Filme als Fenster zur Welt: Filmfestival in Locarno
Schweizer Fernsehen SRF 1, «Kulturplatz» vom heutigen Mittwoch, 22.25 Uhr (div. Wiederholungen)

Foto: © srf
Zusammen mit Venedig und Cannes ist das Filmfestival von Locarno eines der ältesten. Was macht das Kinofest aus? Eva Wannenmacher (Bild) sieht die Filme als Fenster zur Welt. Sie sucht nach starken Beiträgen, trifft Stars und Gäste. Wie antworten Filmemacherinnen und -macher auf drängende Themen der Zeit?
Webseite Locarno Film Festival
Locarno mit starken Filmen aus Nahost und Russland
Das Tessiner Filmfestival erlaubt einen Blick auf aktuelle Krisenherde. Auf der Piazza Grande unternimmt «Dancing Arabs» von Eran Riklis im Kleinen eine Zustandsbeschreibung der tödlichen Nahostbeziehungen. Satirisch erzählt der Film die Geschichte eines arabischen Knaben, der eine israelische Eliteschule besucht und sich in eine Jüdin verliebt. Aus Russland kommt mit «Durak» ein Meisterwerk, das dem Publikum vor Spannung den Atem verschlägt: Die Parabel um einen ehrlichen Klempner in einem einsturzgefährdeten Haus zeichnet ein Land, das an Korruption und mafiösen Strukturen zerbricht.
Nino Gadient
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«Dancing Arabs»: Hoffentlich in zehn Jahren nicht mehr relevant
Im Fokus: Filmfestival Locarno
Festivaldirektor Carlo Chatrian gibt den Anti-Zampano
Alles Selbstdarstellerische ist ihm fremd – auch im zweiten Jahr seiner Regentschaft in Locarno. Carlo Chatrian ist ein nachdenklicher Intellektueller, er mag nicht in die Fussstapfen seiner schillernden Vorgänger treten. Seine Spezialität ist nicht der Trubel auf der Piazza Grande – eher die Retrospektive, die er bereits seit sechs Jahren hier programmiert. Vor allem erweist sich Chatrian als glänzender Gastgeber für die vielen geladenen Ehrengäste. «Kulturplatz» hat Chatrian getroffen und mit ihm über das Profil des Festivaldirektors und des Filmfests nachgedacht.
Selim Petersen
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Im Fokus: Filmfestival Locarno
Engagiertes Schweizer Kino zum Reizthema «Migration»
Zum Schweizer Dauerthema «Migration» bietet das Festival von Locarno zwei einheimische Filme, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Fernand Melgar präsentiert mit «L’abri» den letzten Teil seiner Dokumentarfilm-Trilogie: Er zeigt unkommentiert und schonungslos den Alltag in einem Obdachlosenheim, das hauptsächlich von Migranten belegt ist. Spielfilmregisseur Peter Luisi lässt in «Schweizer Helden» Asylbewerberinnen und -bewerber das Theaterstück «Wilhelm Tell» aufführen – ein feiner Film mit komödiantischen Untertönen. «Kulturplatz» fragt, welche Herangehensweise am Filmfest überzeugte.
Julia Bendlin
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Im Fokus: Filmfestival Locarno
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Kontakt:
http://www.srf.ch/sendungen/kulturplatz/kulturplatz-am-filmfestival-in-locarno
Kommentare von Daniel Leutenegger