27. November 2011
Retrospektive zu Gunter Frentzels Schaffen
Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn, ganzes Parterre und Museumspark, noch bis am 19. Februar 2012
Bild:
Gunter Frentzel, Ohne Titel, 1993, Steinbalken, 80 x 12 x12 cm, Federstahlband, 200 x 12 x 0,1 cm, Stein-Plättchen, 12 x 12 x 2 cm, Kunstmuseum Solothurn (zur
Vergrösserung anklickbar)
Gunter Frentzel (* 1935) hat mit seinen Skulpturen und Installationen einen
wesentlichen Beitrag zur Diskussion über neue Formen dreidimensionaler Kunst
geleistet. Mit seinem innovativen Schaffen hat der in Berlin geborene, seit
Jahrzehnten in der Nähe von Solothurn lebende Künstler die nationale Kunstszene
nachhaltig geprägt. Rund zwanzig Jahre nach seiner ersten Einzelausstellung im
Kunstmuseum Solothurn, 1990, widmet ihm das Museum nun eine Retrospektive mit
Werken aus den Jahren 1977 bis 2011.
Das künstlerische Schaffen verblüfft schon im Frühwerk durch eine radikale
Einfachheit, die ihn in das Umfeld der Minimal Art rückt. Besonderes Interesse
zeigt Frentzel bereits in den siebziger Jahren für die Frage des
Gleichgewichts. Er sucht es vorerst im dualen Bezug unterschiedlicher
Materialien, kombiniert Stein und Holz, Stein und Metall. In einem weiteren
Schritt verbindet er Metallplatten und Vierkantstäbe. Heute beschränkt er sich
auf Metallstäbe, die er zu vielteiligen, mit Moiré-Effekten spielenden
Skulpturen aufschichtet und dabei erneut die Grenzen der Stabilität auslotet.
Obwohl Frentzels Werke eine skulpturale Präsenz ausstrahlen, sind sie in ihrem
Charakter der Installation verbunden, können jederzeit auf- und wieder abgebaut
werden. Von derselben Leichtigkeit ist seine Laser-Kunst. Während der
Ausstellung wird der Künstler zwischen Museum und Stadt Licht-Linien in den
nächtlichen Himmel «zeichnen».
Trotz der seltenen Konsequenz und Stringenz des Schaffens geht die Ausstellung nicht von der Chronologie des rund dreissigjährigen Werkes, sondern von der räumlichen Notwendigkeit der jeweiligen Arbeiten und der spezifischen Saalfolge des Kunstmuseums Solothurn aus. Darin spiegelt sich das installative Denken des Künstlers, der bei seinem fast nomadischen Umgang mit seinen Werken vorerst nach einem geeigneten Ort sucht, um «seine Zelte» aufzuschlagen. So passen sich die einzelnen, oft sehr raumgreifenden Arbeiten in selbstverständlicher Weise in die sieben Parterre-Säle des Museums ein: Im ersten Saal etwa zeigt Frentzel eine Stabskulptur von 2008, deren runde Form als Echo auf den geschwungenen Treppenabgang des Saales gelesen werden kann. Und der kleine quadratische Eckraum des dritten Saales eignet sich in idealer Weise zur Ausbreitung einer teppichartigen Bodenskulptur von 2010.
Besonderes Augenmerk liegt auf den Blickrichtungen und der Wegführung, die durch Architektur und Durchgänge bestimmt wird. So werden Blickachsen bewusst genutzt und in ihrer ganzen Länge mit Kunstwerken besetzt. Es gelingt Frentzel in schlagender Weise, die beiden durch Foyer und Treppenhaus getrennten Flügel formal zu verbinden.
Die schmalen Nordsäle nutzt er für die Platzierung der kleineren Skulpturen aus dem früheren Schaffen, das bereits ab den späten siebziger Jahren seine Auseinandersetzung mit dem Thema des Gleichgewichts reflektiert. Wie konsequent sich Frentzel diesem Thema widmet, zeigen im selben Saal Arbeiten aus den 1980er und 1990er Jahren.
In den lichtdurchfluteten grossen
Quersaal setzt er eine Auswahl seiner leicht wirkenden «Türme» aus
Vierkantstäben. Der letzte Saal schliesslich wird als Ganzes mit einer neuen
riesigen Installation bespielt, unter der die Besucherinnen und Besucher wie
unter ein Zeltdach treten können.
Die Retrospektive zu Gunter Frentzels Schaffen steht in der renommierten Ausstellungs- und Buchreihe Binding Sélection d’Artistes der Sophie und Karl Binding Stiftung Basel.
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebildertes Buch (D/E, 172 Seiten) im Verlag für moderne Kunst Nürnberg, mit Texten von Dr. Ulrike Lorenz, Direktorin Kunsthalle Mannheim, Dr. Dorothea Strauss, Direktorin Haus Konstruktiv, Zürich, Konrad Tobler, Kunstpublizist, Bern, und Christoph Vögele.
kms
02.02.2012 um 19h:
Dr. Bernard Fibicher, Direktor Musée Cantonal des
Beaux-Arts, Lausanne, im Gespräch mit Gunter Frentzel
Entritt frei
Öffentliche Führungen:
10.12.2011, um 16h
15.01.2012, um 11h
05.02.2012, um 11h
In Anwesenheit des Künstlers
Kunst-Kontakt:
04.12.2011 um 14h30, mit Regula Straumann und Gunter Frentzel
Kunst-Lunch:
06.12.2011, um 12h
20.12.2011, um 12h
Kontakt:
Kunstmuseum Solothurn
Werkhofstrasse 30
CH-4500 Solothurn
T: +41 32 624 40 00
F: +41 32 622 50 01
kunstmuseum@solothurn.ch
http://www.kunstmuseum-so.ch
Kommentare von Daniel Leutenegger