21. September 2023
VON JAZZ BIS JUZZ: AUSGEZEICHNETES BERNISCHES MUSIKSCHAFFEN
Der Kanton Bern zeichnet dieses Jahr Patrick Demenga, Christine Lauterburg, Bänz Oester und das Duo TootArd mit einem Musikpreis in der Höhe von je 15'000 Franken aus. Der mit 3'000 Franken dotierte Nachwuchsförderpreis «Coup de cœur» geht an Annie Aries (Bild).
Bild: Annie Ruefenacht aka Annie Aries – Foto: © https://anniearies.com/about/
«Die fünf vom Kanton Bern ausgezeichneten Musikerinnen und Musiker repräsentieren die grosse und herausragende Vielfalt des Berner Musikschaffens», heisst es in der Medienmitteilung des Kantons Bern. Juriert und vorgeschlagen werden die Preisträgerinnen und Preisträger jeweils von der kantonalen Musikkommission. Nachfolgend die Preisbegründungen:
Patrick Demenga
Der Cellist Patrick Demenga, ein Virtuose seines Instruments, gastiert als Solist und Kammermusiker an international bedeutenden Konzerthäusern und Festivals. Als Festivalleiter engagiert er sich seit Jahrzehnten für hochstehende Musik im Kanton Bern. Er gründete die Jahreszeiten-Konzerte in Blumenstein, die er von 1995 bis 2015 leitete, und war von 2002 bis 2006 künstlerischer Leiter des Cello-Festivals Viva Cello in Liestal. Seit 2005 ist er künstlerischer Leiter – und natürlich auch auftretender Cellist – der Musikfestwoche Meiringen. Dort präsentiert er in klugen und vielschichtigen Programmen herausragende Musikerinnen und Musiker aus dem Kanton Bern und weit darüber hinaus. Als Dozent, unter anderem an der Haute Ecole de Musique in Lausanne und an der Accademia di Musica di Pinerolo in Italien, liegen ihm der Nachwuchs und die Vermittlung am Herzen. Die Kinder-Klangwerkstatt bezieht bereits die Kleinen ins Festival in Meiringen ein. Und seit 2021 bietet das Ensemble Métamorphose LaBe jungen Solistinnen und Solisten ein Podium an der Musikfestwoche – ein Türöffner ins Berufsleben.
Christine Lauterburg
Christine Lauterburg ist die Grande Dame des Avantgarde-Jodels, Pionierin der neuen Schweizer Volksmusik. Das war aber nicht von Anfang an klar. Zunächst absolvierte sie die Schauspielschule und trat in zahlreichen Rollen in Film und Theater auf. Der lange gehegte Wunsch, Sängerin zu werden, erfüllte sich erst, als sie mit dem – von ihr so genannten – Juzz und der Mundart zum künstlerischen Ausdruck fand, der ihr entspricht. Mittlerweile ist sie als Sängerin und Musikerin auch in Pop, Chanson und der World Music zuhause. Das Jodeln, das sie ohne Berührungsängste und ohne starre Regeln neu interpretiert, hat sie für viele zugänglich und zu einem neuen, frischen Hörerlebnis gemacht. Heute blickt sie auf eine 30-jährige Karriere als Musikerin zurück. Sie tritt seit mehr als 20 Jahren mit der Formation Doppelbock auf und hat mit Weggefährtinnen und -gefährten wie Cyrill Schläpfer, Hank Shizzoe, Michael von der Heide oder Gardi Hutter Schweizer Musik- und Kulturgeschichte mitgeschrieben.
Bänz Oester
Bänz Oester gehört zu den herausragenden Kontrabassisten der Schweizer Jazz-Szene. Mit allen, die Rang und Namen haben, hat er gespielt. Umtriebig organisiert er Sessions und spielt in zahlreichen Projekten. Er arbeitet sowohl mit aufstrebenden Talenten wie auch mit renommierten Grössen zusammen. Mit seinem gegenwärtigen Hauptprojekt The Rainmakers war er in diesem Jahr auf Tournee in der Schweiz, in Europa und in Südafrika. An zwei Hochschulen, der Haute Ecole de Musique in Lausanne und der Musikakademie in Basel, ist er als Dozent tätig. Er hat Musikschaffende der jüngeren Generation ausgebildet, begleitet und geprägt. Darunter sind zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die heute in dieser Szene herausragen und brillieren, etwa Colin Vallon, Andreas Schärer und Elina Duni. Mit ihnen hat er – nebst der Ausbildung – auch zusammengespielt.
Duo TootArd
Die ersten Songs als Duo TootArd komponierten die beiden Brüder Hasan und Rami Nakhleh auf den Golanhöhen. Sie sind staatenlos gross geworden, in der politisch umkämpften Pufferzone zwischen Israel und Syrien. Nach ihrem politisch motivierten Wegzug aus ihrer Heimat fanden sie in Bern eine neue Bleibe. Hier verarbeiteten sie ihre Erlebnisse in ihrer Musik und produzierten drei Alben. Ihre Musik ist eine Mischung aus südwest-asiatischen Disco Beats, psychedelischem Rock, arabischer Musik und Wüstenblues. Nach einem Vertragsabschluss mit Glitterbeat Records und fulminant gespielten Konzerten touren sie mittlerweile durch Europa, Kanada, Japan und in der arabischen Welt. Sie spielen auch in Ramallah, im palästinensischen Autonomiegebiet im Westjordanland. Die beiden Brüder bereisen mit TootArd die Welt und tragen die gesammelten Eindrücke nach Bern zurück.
Nachwuchsförderpreis für Annie Aries
Hinter dem Künstlernamen Annie Aries steht Annie Ruefenacht. Die schweizerisch-philippinische Komponistin hat an der Hochschule der Künste Bern (HKB) einen Master in Musik und Medienkunst absolviert. 2017 ergänzte sie ihre Studien in Popmusikgeschichte an der Humboldt Universität in Berlin und spezialisierte sich in experimentellen Ansätzen in der Pop- und Clubkultur. Seit 2019 lehrt sie im Studiengang Sound Arts an der HKB. In der Welt der modularen Synthesizer und Patchkabel erforscht, spielt und komponiert sie Musik und öffnet einen Klangraum zwischen Electronica und experimentellen Klängen. In ihren Werken kreiert sie minimalistische Klangtexturen und wiederkehrende rhythmische Muster, die sich organisch miteinander verweben. Ihre Arbeiten wurden unter anderem an Festivals in New York, San Francisco und Bern gezeigt.
Die öffentliche Preisverleihung findet am Montag, 13. November 2023, um 19.30 Uhr, im Zentrum Paul Klee in Bern statt.
Quelle:
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Kommentare von Daniel Leutenegger