15. Januar 2025
LA BIENNALE DI VENEZIA: «WAS WÄRE, WENN NICHT BRUNO GIACOMETTI, SONDERN LISBETH SACHS DEN SCHWEIZER PAVILLON ENTWORFEN HÄTTE?»
Der Schweizer Pavillon an der 19. Internationalen Architekturausstellung – La Biennale di Venezia zeigt im Mandat der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia die Ausstellung «Endgültige Form wird von der Architektin am Bau bestimmt.», kuratiert von Elena Chiavi, Kathrin Füglister, Amy Perkins, Axelle Stiefel und Myriam Uzor.
![Lisbeth Sachs während ihrer Arbeit für die SAFFA 1958 in Zürich – Foto: Alexander Barbey, Zürcher Hochschule der Künste / Archiv [LS_Kunsthalle_SAFFA_1958_02]](https://ch-cultura.ch/wp-content/uploads/2025/01/die-gruppe-annexe-gestaltet-den-schweizer-pavillon-an-der-architekturbiennale-venedig-2025-1024x874.jpg)
Bild: Lisbeth Sachs während ihrer Arbeit für die SAFFA 1958 in Zürich – Foto: Alexander Barbey, Zürcher Hochschule der Künste / Archiv [LS_Kunsthalle_SAFFA_1958_02]

Bild: Mit dem Ausstellungstitel «Endgültige Form wird von der Architektin am Bau bestimmt.» zitieren die Kuratorinnen eine Anmerkung, die von der Architektin Lisbeth Sachs auf einem Plan für ihre Kunsthalle an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) 1958 in Zürich angebracht wurde. Sachs illustriert damit den Ansatz, Architektur in direkte Verbindung mit den Gegebenheiten der Baustelle und deren Umgebung zu setzen. © gta Archiv
Im Schweizer Beitrag zur 19. Internationalen Architekturausstellung – La Biennale di Venezia fragen die Kuratorinnen: «Was wäre, wenn nicht Bruno Giacometti, sondern Lisbeth Sachs den Schweizer Pavillon entworfen hätte?»
Lisbeth Sachs (1914–2002) war eine der ersten eingetragenen Architektinnen der Schweiz und Zeitgenossin von Bruno Giacometti, der den Schweizer Pavillon in den Giardini della Biennale di Venezia entwarf. Absicht der Kuratorinnen ist es, die temporäre Kunsthalle, die von Lisbeth Sachs für die Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) 1958 in Zürich geschaffen wurde, im Schweizer Pavillon wieder aufleben zu lassen, und so auf die historische Abwesenheit von Architektinnen in den Giardini hinzuweisen.
In ihrer Ausstellung beleuchten die Kuratorinnen, welchen Einfluss die Vision von Lisbeth Sachs auf den heutigen Ausdruck des Schweizer Pavillons hätte haben können. Ausgehend von Sachs’ Ansatz gestalten sie ein fragmentiertes, immersives Raumgedächtnis, das die ästhetischen und ethischen Anliegen sowohl ihrer Zeit als auch der Gegenwart wachruft. Durch die Rekonstruktion von Elementen des radialen Grundrisses von Sachs und die Integration einer Klanginstallation schaffen die Kuratorinnen einen Raum, der die Besuchenden einlädt, den offenen Prozess einer «widerhallenden Architektur» zu erleben – eine Architektur, die entsteht, wenn vergangene und gegenwärtige Stimmen konvergieren.
Mit der Eingliederung einer ortsspezifischen Klanginstallation transformieren Elena Chiavi, Kathrin Füglister, Amy Perkins, Axelle Stiefel und Myriam Uzor den Pavillon in einen multisensorischen Erfahrungsraum. Feldaufnahmen von Gesprächen, Interaktionen, Landschaften und Bauarbeiten schaffen einen lebendigen Ort, durch den sich die Besuchenden durch aktives Gehen und Zuhören bewegen können. Klänge enthüllen verborgene Geschichten, die es dem Publikum ermöglichen, sich tiefgehend und intim auf die gebaute Umgebung einzulassen.
Die 19. Internationale Architekturausstellung – La Biennale di Venezia
Die Hauptausstellung der Architekturbiennale unter dem Titel «Intelligens» wird von Carlo Ratti kuratiert. Im Schweizer Pavillon positioniert die Ausstellung «Endgültige Form wird von der Architektin am Bau bestimmt.» intelligente Architektur als kollaborativ und inklusiv. Die Kuratorinnen betrachten Architektur als Akt der Fürsorge und der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt. Sie konfrontiert aktiv Ungleichheiten und erweitert die Möglichkeiten räumlicher Erfahrungen.
- Kuratorinnen: Elena Chiavi, Kathrin Füglister, Amy Perkins, Axelle Stiefel und Myriam Uzor
- Kommissärin: Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia – Sandi Paucic, Rachele Giudici Legittimo
- Ausstellungsdauer: 10. Mai – 23. November 2025
- Pre-Opening: 8. – 9. Mai 2025
- Offizielle Eröffnung: Donnerstag, 8. Mai 2025, 14.30 Uhr
- Ort: Schweizer Pavillon, Giardini della Biennale di Venezia
Das Projektteam
Für ihr Projekt «Endgültige Form wird von der Architektin am Bau bestimmt.» arbeitet Annexe – Elena Chiavi, Kathrin Füglister, Amy Perkins und Myriam Uzor – mit der «eingebetteten Künstlerin» Axelle Stiefel zusammen. Das weitere Team besteht aus Tobias Becker (Projektkoordination), Ella Esslinger (Grant writer), Emma Kouassi (Grafikdesign) und Octave Magescas (Sounddesign).
Biografien der Kuratorinnen
Elena Chiavi (Lausanne) ist als Architektin tätig. Mit ihren vielfältigen Erfahrungen in den Bereichen Architektur, Lehre, Agrarökologie, Szenografie und Kommunikation legt sie ihren Fokus auf kollaborative, inklusive Projekte und beschäftigt sich im Rahmen von Workshops, Konferenzen und praktischen Projekten mit innovativer und nachhaltiger Raumgestaltung.
Kathrin Füglister (Zürich) ist als Architektin tätig. Spezialisiert ist sie auf Renovierungen, konzeptuelle Raumgestaltung, Möbeldesign und das Management von prozessorientierten, allgemeinen und ortsspezifischen Workshops in der Bauindustrie.
Amy Perkins (Zürich) ist als Architektin und in der Lehre sowie als Autorin und Redaktorin tätig. Sie ist Gründungsmitglied und Mitarbeiterin des Assemble Studio in London, mit dem sie einen Gastprofessur an der EPF Lausanne innehat.
Axelle Stiefel (Genf) ist eine in verschiedene Organisationen eingebettete Künstlerin. Ihre Forschungslinie ist eine Metaphorologie des Textils, die den Begriff der Dauerhaftigkeit hinterfragt. Sie beschäftigt sich mit Konzeptentwicklung und Design und ist als Beraterin tätig.
Myriam Uzor (Zürich) ist eine auf Umbauprojekte und Landschaftsgestaltung spezialisierte Architektin. Sie lehrt an der ETH Zürich und erforscht die choreografischen Dimensionen von Architektur, Städten und Gärten. Sie glaubt an einen körperlichen Ansatz als Grundlage für räumliche Erfahrung.
Begleitprogramm
Ergänzt wird die Ausstellung im Schweizer Pavillon von einem Begleitprogramm vor Ort und im Palazzo Trevisan degli Ulivi. Einzelheiten dazu werden im Frühling 2025 bekannt gegeben.
Auswahlverfahren und Jury
Die Auswahl erfolgte in einem zweistufigen Prozess. In der ersten Phase empfahl ein fünfköpfiges Gremium aus nationalen und internationalen Expertinnen und Experten geeignete Persönlichkeiten und Teams. Diese wurden von Pro Helvetia eingeladen, zu Handen einer Jury ein Konzept für die Bespielung des Schweizer Pavillons zu entwickeln. Neun Projektideen wurden anschliessend in einem zweistufigen Wettbewerb juriert.
Die Jury bestand aus Anna Heringer (Laufen/Deutschland), Barbara Holzer (Zürich/Schweiz), Torsten Lange (Luzern/Schweiz), Charlotte Malterre-Barthes (Lausanne/Schweiz) und Evelyn Steiner (Zürich/Schweiz).
ph
Kontakt:
https://prohelvetia.ch/de/schweizer-pavillon-an-der-venedig-biennale/
Auf ch-cultura.ch u.a. erschienen:
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Bild: Das filigrane Foyer des Kurtheaters Baden, von Lisbeth Sachs, erbaut 1952, KGS-Nr 9508 – Foto: Hans Rudolf Baumann, 2012, https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Harubaba – Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en – Datei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:20120923_Kurtheater_02.jpg
Kommentare von Daniel Leutenegger