17. Oktober 2025
«SEELENLANDSCHAFTEN. C.G. JUNG UND DIE ENTDECKUNG DER PSYCHE IN DER SCHWEIZ»
Ausstellung im Landesmuseum Zürich, bis am 15. Februar 2026

Bild: Aus dem Roten Buch – Die Kugel ist ein Symbol der Ganzheit und des Selbst. Ein Motiv, das bei Zeichnungen von C. G. Jung häufig auftaucht. C. G. Jung, Das Rote Buch – Liber Novus, 1913-1930, Pergament, Papier, Tinte, Pigmente, Blattgold, Leder – © Stiftung der Werke von C. G. Jung, Zürich
Die Ausstellung beleuchtet zum 150. Geburtstag von C. G. Jung die Geschichte der Psychologie in der Schweiz – mit Highlights wie dem selten gezeigten Roten Buch, Kunstwerken von Johann Heinrich Füssli bis Heidi Bucher und einem aktuellen Blick auf die mentale Gesundheit heute.

Bild: Patientenbild – C. G. Jung lässt seine Patientinnen und Patienten malen, als fester Bestandteil seines therapeutischen Ansatzes. Der Ansatz nennt sich «Aktive Imagination». Patientenbild 006. AFAI aus der Sammlung C. G. Jung, Bildarchiv, C. G. Jung-Institut Zürich – © C. G. Jung Institut Zürich, Küsnacht
Die Schweiz war immer schon Heimat von «Seelensuchern» wie Jean-Jacques Rousseau, Friedrich Nietzsche oder Carl Gustav Jung. Vom wegweisenden Rorschach-Test über Ludwig Binswangers Daseinsanalyse bis zu C. G. Jungs Analytischer Psychologie: Die Entwicklung der Psychiatrie, Psychologie und Psychoanalyse ist eng mit der Schweiz verbunden und wirkt bis heute nach.
Zum 150. Geburtstag von C. G. Jung präsentiert das Landesmuseum Zürich darum erstmals eine umfassende Ausstellung zur Geschichte der Entdeckung der Psyche in der Schweiz – kuratiert vom Autor und Philosophen Stefan Zweifel.

Bild: Albträume – Im Werk verbildlicht der Schweizer Künstler J.H. Füssli (1771–1825) das Unbewusste. Die «Mahr» und der Dämon verkörpern die Tiefen der Seele. Johann Heinrich Füssli, Der Nachtmahr, 1790/91, Öl auf Leinwand, Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum, IV–1953–033
Die Ausstellung lädt zu einer Reise durch drei grosse Themenräume ein: von J. J. Rousseaus Selbstanalyse und der frühen Psychiatrie-Geschichte über den Bruch zwischen Sigmund Freud und C. G. Jung bis zur Bedeutung der Psychiatrie in der Gegenwart. Im Mittelpunkt steht das legendäre Rote Buch, das Jung während einer intensiven Phase der Selbstreflexion verfasste – ein Werk, das im Original bisher nur selten zu sehen war.

Bild: Rorschach Test – Die Tafeln, die die Patientinnen und Patienten deuten müssen, hat Hermann Rorschach selbst aquarelliert. Er stellt verschiedene Versionen her und verbessert sie bis zur Drucklegung in winzigen Details. Vorzeichnung der 8. Rorschachtafel, Hermann Rorschach, 1917–1918, Archiv Hermann Rorschach, Archiv für Medizingeschichte der Universität Bern
Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein Panorama aus Kunst, Literatur und psychiatrischer Geschichte: visionäre Werke von Johann Heinrich Füssli, Emma Kunz, Rudolf Steiner, Meret Oppenheim oder Thomas Hirschhorn entfalten sich neben zeitkritischen Arbeiten wie Heidi Buchers Installation «Das Audienzzimmer des Doktor Binswanger».
Historische Objekte wie eine Zwangsjacke, Manuskripte und frühe psychologische Testtafeln ergänzen den Blick auf die dunklen und hellen Seiten der Seelenforschung.

Bild: «Irrenanstalt» – Adolf Wölfli, der von 1895 bis 1930 Patient in der Waldau ist, kartographiert die Struktur einer Irrenanstalt. Der eigene Kopf und die Anstalt werden überblendet und es zeigt, wie sich Insassen im «Panoptikum» der Irrenanstalten stets überwacht fühlten. Adolf Wölfli (1864-1930), Irren=Anstalt Band=Hain, 1910, Bleistift und Farbstift auf Zeitungspapier – © Adolf Wölfli-Stiftung, Kunstmuseum Bern, A 9243 – 20(IV/p.203)

Bild: Heidi Bucher, Das Audienzzimmer des Doktor Binswanger – Die Schweizer Künstlerin Heidi Bucher (1926-1993) löst in Kreuzlingen die Wände des Konsultationszimmers von Ludwig Binswanger mit Gaze und Latex ab. Ihr Werk ist eine Auseinandersetzung mit Patientinnen wie «Anna O.», die 1882 zum Morphium-Entzug kam, und die in der Psychonanalyse «mundtot» gemacht wurden. – Heidi Bucher, Das Audienzzimmer des Doktor Binswanger, Bellevue Sanatorium, Kreuzlingen, 1988, Gaze, Fischleim und Latex – © The Estate of Heidi Bucher, courtesy of the Estate of Heidi Bucher and Lehmann Maupin, New York, Hong Kong, Seoul and London – Foto: © Schweizerisches Nationalmuseum
Doch «Seelenlandschaften» ist nicht nur ein Blick in die Vergangenheit. Der dritte Teil der Ausstellung versteht die Schweiz als psycho-geografischen Raum und öffnet den Blick auf die Gegenwart. Interviews mit Fachleuten aus Psychologie und Psychiatrie beleuchten, wie gesellschaftliche Entwicklungen unsere mentale Gesundheit prägen. Junge Menschen teilen ihre Perspektiven zu Themen wie Stress, Social Media oder Identität und zeigen, wie sie im Alltag mit den Herausforderungen des modernen Lebens umgehen. So schlägt die Ausstellung eine Brücke zwischen historischen und gegenwärtigen «Seelenlandschaften».
lmz
Kontakt:
https://www.landesmuseum.ch/seelenlandschaften

Bild: «Seelenlandschaften» im Landesmuseum Zürich, 2025, Blick in die Ausstellung – Foto: © Schweizerisches Nationalmuseum
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Kommentare von Daniel Leutenegger