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24. Mai 2025

«FOTOATELIER WOLGENSINGER – MIT VIER AUGEN»

Ausstellung im Museum für Gestaltung, Toni-Areal, Zürich, bis am 7. September 2025

Luzzi und Michael Wolgensinger, Damenbeine mit Katze, Werbeaufnahme für Vis- cose Swiss SA, Emmenbrücke, 1940er-Jahre, Stadtarchiv Zürich, © Balz Strasser, Evilard

Bild: Luzzi und Michael Wolgensinger, Damenbeine mit Katze, Werbeaufnahme für Viscose Swiss SA, Emmenbrücke, 1940er-Jahre, Stadtarchiv Zürich, © Balz Strasser, Evilard

Luzzi und Michael Wolgensinger, Engadin, 1944, © Fotostiftung Schweiz

Bild: Luzzi und Michael Wolgensinger, Engadin, 1944, © Fotostiftung Schweiz

Das 1936 gegründete Fotoatelier von Luzzi und Michael Wolgensinger war während sechs Jahrzehnten eine Zürcher Institution und wichtiger Treffpunkt der internationalen Avantgarde. Die Ausstellung «Fotoatelier Wolgensinger» im Museum für Gestaltung Zürich stellt erstmals das reiche Gesamtwerk in den Fokus. Mit Sachfotografien, Reportagen, Portraits, Industrie-, Architektur-und Theateraufnahmen sowie preisgekrönten Filmen leistete das Paar einen wichtigen Beitrag zur Schweizer Moderne.

Luzzi und Michael Wolgensinger, Glühbirne, 1968, © Balz Strasser, Evilard

Bild: Luzzi und Michael Wolgensinger, Glühbirne, 1968, © Balz Strasser, Evilard

«Atelier Wolgensinger– Mit vier Augen» zeigt erstmals das umfangreiche Oeuvre von Luzzi und Michael Wolgensingers in seiner Gesamtheit. Die Ausstellung gliedert sich in acht thematische Bereiche, die auf die Breite ihres Schaffens verweisen zugleich aber auch gestalterische Leitlinien erkennen lassen, die sich wie rote Fäden durch das Werk ziehen.

Neben Originalabzügen und Reproduktionen, sind auch Filme, Fotobücher und persönliche Alben sowie grafische Anwendungen wie Plakate, Broschüren und Werbeanzeigen zu sehen. Grossformatige Reproduktionen ausgewählter Fotografien erlauben dem Publikum in den spannungsvollen Wolgensinger-Kosmos einzutauchen. Vier Interviews mit Wegbegleiter:innen geben persönliche Einblicke in das Leben, die Arbeit und die Freundschaften der Wolgensingers.

Die Anfänge – Kunstgewerbeschule Zürich

Luzzi Herzog und Michael Wolgensinger lernten sich an der Kunstgewerbeschule Zürich kennen. Nach einer Fotografenlehre hospitierte Michael Wolgensinger zwischen 1935–1937 in der Fotofachklasse bei Hans Finsler und arbeitete als Architekturfotograf in dessen Atelier in der Werkbundsiedlung Neubühl. Luzzi besuchte die Fotofachklasse in denselben Jahren. Die beiden wurden beruflich und privat ein Paar und gründeten 1936 ihr gemeinsames Atelier in Zürich. Bereits in den ersten Jahren wurden sie mit der Dokumentation von kulturellen Grossereignissen im In- und Ausland beauftragt. Einer ihrer ersten Aufträge war die Dokumentation des Schweizer Pavillons an der Weltausstellung in Paris 1937, gefolgt von der Schweizerischen Landesausstellung 1939. Diese Aufträge boten dem Kleinunternehmen die Möglichkeit, sich weiter zu profilieren und sicherten das Einkommen in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit.

Luzzi und Michael Wolgensinger, Baumwollpflückerin, Carmona, 1954, © Balz Strasser, Evilard

Bild: Luzzi und Michael Wolgensinger, Baumwollpflückerin, Carmona, 1954, © Balz Strasser, Evilard

Ein umfangreiches Oeuvre

Das Haupttätigkeitsfeld des Fotoateliers war zunächst die Werbefotografie. Mit ihrer in der Tradition der Neuen Sachlichkeit stehenden Bildsprache trafen die Wolgensingers den Nerv der Zeit und avancierten schnell zu gefragten Partnern vieler Grafiker:innen – die Sachfotografien des Ateliers zählten zu den Besten. Ihr Portfolio war jedoch von Anfang an breit gefächert. Bald erhielten sie auch Aufträge für Bildreportagen und Dokumentationen von Produktions- und Industriebetrieben zunächst von Zeitungen und Zeitschriften, später dann auch direkt von Firmen. Dabei stand nie nur die Produktion im Vordergrund, sondern auch die Menschen, die im Akkord arbeiteten.

Die Architekturfotografie mit Schwerpunkt Zürich war zeitlebens wichtiger Bestandteil der Arbeit der Wolgensingers. So entstand eine einzigartige Dokumentation der Zürcher Baukultur. Seit 1940 experimentierten sie auch mit dem Medium Film. Bald machten sie sich auch in diesem Bereich einen Namen, erhielten Aufträge für Werbefilme und gewannen namhafte Preise.

Durch die Freundschaft mit Schauspieler:innen und Theaterautor:innen fotografierten die Wolgensingers seit Ende der 1930er-Jahre auch Aufführungen des Zürcher Kleintheaters wie das legendäre Cabaret Cornichon. Auch zu Fred Schneckenburger und seinem Puppencabaret hatten sie eine enge Beziehung: Neben der fotografischen Dokumentation war Michael auch für Ton und Licht bei den Aufführungen zuständig. Luzzi trat als Texterin und Puppenführerin in Aktion.

Luzzi und Michael Wolgensinger, Opus, um 1964, Stadtarchiv Zürich, © Balz Stras- ser, Evilard

Bild: Luzzi und Michael Wolgensinger, Opus, um 1964, Stadtarchiv Zürich, © Balz Strasser, Evilard

Luzzi und Michael Wolgensinger, Kran, 1952, © Fotostiftung Schweiz

Bild: Luzzi und Michael Wolgensinger, Kran, 1952, © Fotostiftung Schweiz

Reiselust

Zahlreiche Reisen ermöglichten den beiden fotografisch eigene Wege zu gehen. Bereits Anfang der 1930er-Jahre war Michael gerne mit seiner Leica unterwegs. Dabei entstanden wegweisende, stimmungsvolle Bilder von Menschen an der Arbeit und lebendige Naturaufnahmen. Als Paar reisten die beiden ab Mitte der 1930er-Jahre in diverse europäische Länder, nur durch den Zweiten Weltkrieg wurde ihre Reiselust für einige Jahre unterbrochen.

Ab Ende der 1950er-Jahre kamen auch entferntere Destinationen hinzu. Dabei entstanden spannende sozialdokumentarische Aufnahmen über Lebensbedingungen, Alltag und Arbeit rund um den Globus.

Luzzi und Michael Wolgensinger, Der Unentschlossene, um 1952, Museum für Gestaltung Zürich/Kunstgewerbesammlung, © Balz Strasser, Evilard

Bild: Luzzi und Michael Wolgensinger, Der Unentschlossene, um 1952, Museum für Gestaltung Zürich/Kunstgewerbesammlung, © Balz Strasser, Evilard

Mit vier Augen

Das bis in die 1980er-Jahre bestehende Fotoatelier Wolgensinger war mit wechselnden Standorten immer ein lebendiger Mikrokosmos mit bis zu zehn Mitarbeitenden – unter den Lernenden waren heutige Bekanntheiten aus der Fotografie wie Robert Frank, Friedrich Engesser oder der Lichtkünstler Christian Herdeg. Während Luzzi vor allem das Atelier und die Bildproduktion leitete, stand Michael meist hinter der Kamera. Michael, der Visionär, Luzzi, die Organisatorin – eine Arbeitsteilung, die exemplarisch ist für viele Gestalter:innenpaare, die zu der Zeit zusammenarbeiteten und die Fragen nach der Autorenschaft aufwirft. Zeitlebens stand Michaels Name im Vordergrund. Weniger bekannt ist, dass Luzzi bei den meisten Aufnahmen Regie führte und allein für die Retusche und Entwicklung der Farbfotografie verantwortlich war.

Kuratorin: Sara Zeller

mfg

Kontakt:

https://www.museum-gestaltung.ch/de

Luzzi Wolgensinger, Selbstporträt, um 1947, © Balz Strasser, Evilard 


Bild: Luzzi Wolgensinger, Selbstporträt, um 1947, © Balz Strasser, Evilard 


Michael Wolgensinger, Selbstporträt, 1933, Stadtarchiv Zürich, © Balz Strasser, Evilard

Bild: Michael Wolgensinger, Selbstporträt, 1933, Stadtarchiv Zürich, © Balz Strasser, Evilard 


#FotoatelierWolgensinger #MichaelWolgensinger #LuzziWolgensinger MuseumfürGestaltungZürich #SaraZeller #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+

  • Beitrags Information
  • Author
  • Daniel Leutenegger
  • 24. Mai 2025
  • Bildende Kunst, Fotografie, Grafik, Architektur, Design, Film, Video, Audiovisuelles, Kulturförderung, Kulturvermittlung, Kultur- und Medienpolitik, PR, Werbung, Marketing, Kommunikation

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