13. Oktober 2025
«MUSEUM OF THE FUTURE – 17 DIGITALE EXPERIMENTE»
Ausstellung im Museum für Gestaltung, Ausstellungsstrasse 60, Zürich, bis am 2. Februar 2026

Bild: Ausstellungsansicht «Museum of the Future – 17 digitale Experimente», Museum für Gestaltung Zürich – Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta, Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK
Wie sieht das Museum der Zukunft aus? Wie lassen sich dank der Digitalisierung Objekte ausstellen und vermitteln, die bislang nicht gezeigt werden konnten? Die Ausstellung «Museum of the Future» im Museum für Gestaltung Zürich wagt den Blick nach vorn: Mit 17 interaktiven Experimenten verwandelt sie den Ausstellungsraum in ein Labor der Zukunft – und zeigt, wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz das Museum neu denken, erweitern und erlebbar machen.
Museen stehen oft vor einer Herausforderung: Ihre Objekte sind zu gross, zu fragil oder sie sind aus konservatorischen Gründen nicht zugänglich. Wie lassen sich solche Werke trotzdem erleben? Die Ausstellung «Museum of the Future» geht dieser Frage nach und zeigt, wie digitale Technologien neue, überraschende Zugänge schaffen – und damit ein spannendes Museumserlebnis von morgen ermöglichen. Die meisten der gezeigten Installationen sind Neuentwicklungen, die das Publikum aktiv einbeziehen und mit der Ausstellung interagieren lassen.

Bild: Ausstellungsansicht «Museum of the Future – 17 digitale Experimente», Museum für Gestaltung Zürich – Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta, Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK
Künstliche Intelligenz: Zwischen Mensch und Maschine
Den Auftakt der Ausstellung machen KI-getriebene Projekte. In der Installation «TRUSTAI» wird das eigene Ich zum digitalen Gegenüber. Die Maschine kapert nicht nur das Gesicht der sprechenden Person, sie taucht auch tief in deren Persönlichkeit ein. Wo endet nun der Mensch und wo beginnt die KI?
Weitere Stationen zeigen das Potenzial künstlicher Intelligenz für die Forschung: Verkohlte Schriftrollen aus Herculaneum oder Briefe von Heinrich Bullinger aus der Renaissance werden dank KI entschlüsselt und sichtbar gemacht.
Darüber hinaus lädt die Ausstellung dazu ein, die Mechanismen, Potenziale und Grenzen der bildgenerierenden KI spielerisch zu erkunden. Grit Wolany, Expertin für generative KI, demonstriert anhand ikonischer Designobjekte aus der Sammlung des Museum für Gestaltung Zürich und mithilfe von Video- und Bildgeneratoren, wie nah Inspiration und Absurdität beim Prompten beieinander liegen können. Wer sich selbst beim Formulieren von Anweisungen an eine KI ausprobieren möchte, stellt sich den gestalterischen Aufgaben des Prompt Battles.

Bild: Das digitale Panorama der Schlacht bei Murten – Foto Umberto Romito & Ivan Šuta, Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK
Ein Blick in die Vergangenheit in 1,6 Billionen Pixeln
Ein Highlight der Ausstellung ist das digitale Panorama der Schlacht bei Murten – ein monumentales 360 Grad umfassendes Ölgemälde aus dem 19. Jahrhundert das letztmals an der Expo.02 gezeigt wurde. Das EPFL Laboratory for Experimental Museology erschuf eine digitale Kopie mit unglaublichen 1,6 Billionen Pixeln, – das aktuell grösste digitale Bild weltweit. So werden die kleinsten Details dieser imposanten Malerei interaktiv entdeckbar.
Reproduktion und Rekonstruktion mit digitalen Mitteln
Viele Exponate können oder sollen nicht reisen und erscheinen in der Ausstellung nun als digitale Avatare mitten im Ausstellungsraum. Sie leisten einen Beitrag zur Diskussion um kulturelles Erbe, Zugänglichkeit und digitale Rekonstruktion. «Double Truth II» lädt das Publikum ein, virtuelle Grossskulpturen aus Indien aus allen Perspektiven zu betrachten.
Auf Basis wertvoller Bronzeobjekten aus Benin wird untersucht, wie mithilfe verschiedener Verfahren hochwertige Reproduktionen hergestellt werden können.

Bild: In einer VR-Experience können Besucher:innen durch eine digitale Rekonstruktion des Pavillon Le Corbusier schreiten, die mittels Punktwolken-Scan erfasst wurde. 2025, © Visualization and MultiMedia Lab, Institute für Information, Universität Zürich
Vom Mikrokosmos zum Monument
Auch das Spiel mit Massstäben wird in der Ausstellung digital neu inszeniert. Eine virtuelle Rekonstruktion des ursprünglich geplanten Betonbaus des Pavillon Le Corbusier ermöglicht die Entdeckung eines nie realisierten Architekturprojekts. Ein präziser Punktwolkenscan bildet die Basis für einen virtuellen Flug durch das bestehende Bauwerk.
Am anderen Ende des Grössenspektrums erlauben zwei immersive Erlebnisse einen detailreichen Blick aus allen Richtungen auf winzige Insekten in einer Detailtiefe, die mit blossem Auge nicht erfassbar wäre.
Marionetten erwachen zum Leben
Schlüsselobjekte aus der Sammlung des Museum für Gestaltung Zürich sind die Marionetten von Sophie Taeuber-Arp. Die empfindlichen Originale, dürfen nicht bewegt werden – ihre digitalen Zwillinge hingegen tanzen. Die Ausstellungsgäste können durch eigene Bewegungen die virtuellen Marionetten gemeinsam zum Leben erwecken.
Studierende der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) erweitern das Erlebnis mit künstlerischen Rekonstruktionen und einem eigens produzierten Kurzfilm, der diese ikonischen Figuren in einem neuen Licht erscheinen lässt.

Bild: Die Marionetten von Sophie Taeuber-Arp für das Stück «König Hirsch» sind Ausgangspunkt und Inspiration für viele der für die Ausstellung konzipierten digitalen Experimente. Als 3D-Scans werden sie zu spielbaren Protagonist:innen. Hier begegnen sich schwebend die originalen Marionetten Dr. Komplex und Freudanalytikus, 1918 – Foto: Umberto Romito, Ivan Šuta, ZHdK, 2025 © Museum für Gestaltung Zürich

Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta, Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK
Im Austausch mit der digitalisierten Sammlung
Im letzten Bereich der Ausstellung steht der Dialog im Zentrum. Das Publikum kommt mit den Stockpuppen von Fred Schneckenburger ins Gespräch, die dank dem hinterlegten Large Language Model (LMM) zu allen erdenklichen Themen ihre Gedanken teilen. So entsteht ein überraschendes und unterhaltsames Gespräch zwischen Publikum und Kunstfiguren. Eine Kooperation mit Swissnex, dem globalen Schweizer Netzwerk für Bildung, Forschung und Innovation, zeigt, wie die Sammlungen Basis für Neuentwicklungen werden können.
Sechs zeitgenössische Designer:innen und Künstler:innen aus Brasilien, China, Indien, Japan, Südafrika und den USA eröffnen mithilfe von digitalen Technologien und verschiedenen gestalterischen Zugriffen neue Perspektiven auf die Sammlungsbestände.

Bild: Mittels Punktwolken-Visualisierung werden verschiedene Artefakte aus der chinesischen Kulturgeschichte dargestellt. Darunter die bemalte Keramikfigur einer Hofdame aus der Tang-Dynastie (618-907 v. Chr.). Yude Li, The Shape of Echoes, 2025, © Museum für Gestaltung Zürich
DIZH und Kooperationspartner
Die Ausstellung ist das Resultat eines mehrjährigen Forschungsprojekts, gefördert durch die Zürcher Digitalisierungsinitiative DIZH mit den Projektpartnern Museum für Gestaltung Zürich, dem Laboratory for Experimental Museology, eM+ der EPFL Lausanne, der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), dem Naturhistorischen Museum Zürich, der Universität und der ETH Zürich.
Die Installationen wurden vom Kompetenzzentrum Citizen Science der Universität und ETH Zürich evaluiert, um daraus Erkenntnisse für eine Museologie von morgen abzuleiten. Darüber hinaus wurde die Ausstellung in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern umgesetzt: Hochschule Mainz – Fachbereich Gestaltung, Mainzer Zentrum für Digitalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften (mainzed), Freie Universität Berlin – Institute of Computational Ancient Studies (CompAS), Museum Rietberg, ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Universität Zürich – Institut für Computerlinguistik, Zürcher Hochschule der Künste – Game Design (Minor Digital Play und Minor Filmisches Erzählen im virtuellen Raum), Zürcher Hochschule der Künste – Knowledge Visualization, ETH Zürich – Lehrstuhl Studio Boltshauser, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften – Institut für Umweltpsychologie, Vesuvius Challenge, Stämpfli Kommunikation, Swissnex.
Kuratorium:
Christian Brändle, Direktor Museum für Gestaltung Zürich
Sarah Kenderdine, Direktorin Laboratory for Experimental Museology, eM+, EPFL Lausanne
Co-Kuratorium: Sophie Grossmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
mfg
Kontakt:
https://museum-gestaltung.ch/de/ausstellung/museum-future
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Kommentare von Daniel Leutenegger